Gesundheitspolitik und Systemanalysen

In der gesundheitspolitischen Reformdiskussion kommen ordnungspolitische Fragen in aller Regel zu kurz. Die isolierte Betrachtung einzelner Aspekte der Finanzierung und der Versorgung berücksichtigt jedoch nur unzureichend, dass diese wechselseitig meist stark miteinander verbunden sind. Das gilt ebenso für die Beziehungen zwischen den drei zentralen Akteuren: den Versicherten und Patienten, den Krankenkassen sowie den Anbietern von Versorgungsleistungen.

So sind etwa Finanzierungsregelungen zum kassenindividuellen Zusatzbeitrag oder zum Risikostrukturausgleich maßgebliche Determinanten der Wettbewerbsbedingungen auf dem Versicherungsmarkt. Weitere Handlungsparameter auf diesem Markt sind beispielsweise verschiedene Tarifoptionen der Krankenkassen. Wahltarife für die Teilnahme an besonderen Versorgungsformen, wie zum Beispiel Modelle der hausarztzentrierten oder der integrierten Versorgung, setzen ihrerseits entsprechende Versorgungsverträge auf dem Leistungsmarkt voraus. Wenn die Versicherten, die entsprechende Tarife gewählt haben, zu Patienten werden, also Versorgungsleistungen in Anspruch nehmen müssen, ist der Behandlungsmarkt betroffen.

Zentrale ordnungspolitische Fragen

Geht es darum zu analysieren, warum bestimmte Versorgungsdefizite auftreten und wie sie gezielt beseitigt werden können, reicht es meist nicht aus, die Beziehungen zwischen den Akteuren im Gesundheitssystem isoliert zu betrachten. Stattdessen müssen grundlegende Aspekte der Organisation der Gesundheitsversorgung und ihrer Finanzierung untersucht werden – auf gesamt- und einzelwirtschaftlicher Ebene. Hierfür hat das WIdO einen eigenständigen Forschungsbereich Gesundheitspolitik und Systemanalysen eingerichtet. Er befasst sich mit zentralen ordnungspolitischen Fragen zur zweckmäßigen Ausgestaltung des Versorgungs- und Versicherungsmarktes im Rahmen einer solidarisch finanzierten gesetzlichen Krankenversicherung. Im Mittelpunkt steht neben der Finanzierung des Krankenversicherungsschutzes vor allem die gezielte Steuerung der Versorgung im Interesse von Qualität, Wirtschaftlichkeit und Präferenzorientierung. Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb der WIdO-Forschung bildet das Spannungsverhältnis zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung.

Versorgung von Pflegebedürftigen steht im Fokus

Neben der Gesundheitsversorgung befasst sich das WIdO auch mit der Pflegeversorgung, deren Bedeutung allein schon aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland weiter zunimmt. Die meisten Pflegebedürftigen leiden gleichzeitig an mehreren, meist chronischen Krankheiten. Die Trennung von Kranken- und Pflegeversicherung führt jedoch zu Koordinierungsproblemen, die eine ganzheitliche Versorgung der betroffenen Menschen erschweren. Auch dieser Punkt steht auf der Forschungsagenda des WIdO.

Die Ergebnisse seiner Analysen und Diskussionsbeiträge veröffentlicht das WIdO unter anderem in den regelmäßig erscheinenden Publikationen G+G Wissenschaft und WIdOmonitor.

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